Ins Deutsche übersetzt aus Sunstone, Ausgabe Dezember 2011, Seiten 60-64
Gastgeber: Dan Wotherspoon
Gesprächsteilnehmer: Jared Anderson, Tresa Edmunds und Brian Johnston
Der folgende Ausschnitt aus der Mormom Matters Folge, “Das Sühnopfer in Mormonischer Gedanken- und Erfahrungswelt” (The Atonement in Mormon Thought and Experience, Episode 54), fokussiert sich auf die Darstellung von und Diskussion über vier Haupttheorien der Mechanik des Sühnopfers, wie es “funktioniert” und wie der Mensch von von den Folgen der Sünde errettet werden kann. Und ist ein Erretter überhaupt notwendig? Die vollständige Folge des Podcasts aus der Mormon Stories Reihe wurde am 04. Oktober 2011 ins Internet gestellt und ist für einen Download frei verfügbar bei http://mormonmatters.org.
Die vollständige Diskussion (ca. zwei Stunden lang) behandelt ein umfassendes Themengebiet bezogen auf das Sühnopfer, einschliesslich der Teilbereiche, die häufig im HLT Kontext diskutiert werden wie z.B. der Grundsatz aus 2. Nephi 25 dass wir “aus Gnade errettet (werden) nach allem, was wir tun können”, was es für Jesus bedeutet, unser “Mittler zum Vater” zu sein und der starke und manchmal einzigartige mormonische Fokus auf Gethsemane als eigentlichem Zeitpunkt und Ort an dem das Sühnopfer statt gefunden hat. Die vollständige Diskussion beinhaltet auch einen Überblick über Ideen aus dem Neuen Testament und dem frühen Christentum sowie ein partizipativ-Empathie Modell, das Jared Anderson präsentiert.
Alle Teilnehmer haben der Veröffentlichung des folgenden Ausschnitts aus der Diskussionsrunde bei Sunstone zugestimmt.
DAN WOTHERSPOON: Unser Ziel für dieses Gespräch ist die Würdigung der Gnade Christi, die von so vielen Menschen erfahren wird, aber gleichzeitig wollen wir einige Fragen darüber stellen, wie das Sühnopfer eigentlich funktioniert. Warum sollte Sünde das Leid eines Unschuldigen fordern? Können moralische Verpflichtungen von einer Person auf die andere übertragen werden? Wenn jede Sünde gestraft werden muss, kann es so etwas geben, wie echte “Vergebung”? Auch wenn diese Fragen immer im Hintergrund lauern, werden sie selten gestellt.
Also, wenn wir nun das Sühnopfer zerlegen, wollen wir versuchen, das Wunder der persönlichen Erfahrung mit diesem Sühnopfer nicht aus den Augen zu verlieren. Wir wollen diese Erfahrung immer würdigen, selbst wenn die Theorien an sich problematisch sein können.
TRESA EDMUNDS: Lass mich zu Anfang sagen, dass ich ein riesen Jesusfreund bin. Mein ganzes Zeugnis basiert auf Jesus Christus und so freue ich mich darauf, aus der Diskussion mit euch ein wenig mehr über Philosophie des Sühnopfers zu erfahren.
BRIAN JOHNSTON: Der Erfahrung des Sühnopfers kommt wirklich die Hauptbedeutung zu. Wenn einige Erklärungsmodelle oder Theorien über das Sühnopfer im Laufe der Diskussion in sich zusammenfallen während wir sie zerlegen, dann negiert das dennoch nicht die persönliche Erfahrung. Das Erlösungsempfinden – die Annäherung an das Göttliche – diese Dinge sind fest und echt.
DAN: Es gibt vier Haupttheorien, die am häufigsten im Zusammenhang mit dem Sühnopfer genannt werden und die beschreiben, wie das Sühnopfer “funktioniert”. Ich beginne einfach mal mit der Erlöser-Theorie, die höchstwahrscheinlich in solchen Schriftstellen ihren Anfang genommen hat, die beschreiben wie Jesus uns “erlöst” hat (im Sinne von auslösen, freikaufen). Die Frage, die natürlich entsteht ist die “wenn es eine Erlösung geben muss, wer fordert die Auslöse?” Eine Antwort ist, der Teufel. Sobald wir sündigen, werden wir zu Dienern des Teufels.
JARED ANDERSON: Sklaven. Sklaven.
DAN: Richtig. Das ist besser. Irgendwie, aufgrund unserer Sünden, hat der Teufel einen Anspruch auf unsere Seelen so wie ein Meister einen Anspruch auf einen Sklaven hat.
JARED: Der Teufel besitzt unsere Seelen. So ist die verbreitete Sicht.
DAN: Aber weil Jesus nie gesündigt hat, hat der Teufel keinen Anspruch auf Jesu Seele – und darüber ist der Teufel dann ein bischen sauer. Jesus errettet uns, indem er dem Teufel seine eigene Seele im Tausch gegen alle Seelen verspricht auf die er einen Anspruch hat. Der Teufel stimmt zu, aber zu seiner Überraschung und Verwunderung stellt er fest, dass er Jesu Seele nicht behalten kann. Diese Theorie impliziert sozusagen, dass Jesus den Teufel hereingelegt hat.
Im Übrigen ist dieses das Sühnopfer Modell, das wir in C.S. Lewis erstem Roman der Reihe Chroniken von Narnia, der König von Narnia vorfinden.
BRIAN: Ich meine auch mich zu erinnern, dass Teil des Handels war, dass der Teufel selbst derjenige sein durfte, der Jesus tötete. Aber da Jesus Gott ist, kann er nicht tot bleiben. Das war Teil der Täuschung.
DAN: Nach meinem Verständnis ist die Erlöser-Theorie das Modell, das im Mormonismus an wenigsten benutzt wird. Man findet es an einigen Stellen vor, z.B. im zweiten Nephi 9, wo das Buch Mormon darüber spricht, dass das Sühnopfer uns davor rettet, von Satan gefangen und in Sklavendienst gehalten zu werden. Wir finden das auch in einigen Kirchenliedern, z.B. in Elder McConkies “Christus ist mein Herr” finden wir Erlöser-Modell Rhetorik und das Lied “Reverently and Meekly Now” (aus dem englischen Gesangbuch) beinhaltet die Zeilen “With my body on the tree, I have ransomed even thee. O remember what was done, that the sinner might be won.” (deutsch: “Mit meinem Körper am Kreuze habe ich auch Dich erlöst. Oh, gedenke dessen was getan, dass der Sünder gewonnen werden kann”).
Also, immer wenn ich das Wort “erlösen” im Zusammenhang mit dem Sühnopfer höre, dann sehe ich zwar, dass es einen Platz in mormonischem Diskurs hat aber dennoch fällt es mir schwer, das Erlöser-Modell wirklich als tatsächliche Mechanik zur Vollbringung des Sühnopfers zu sehen – Jesus legt den Teufel herein…
BRIAN: Dem stimme ich zu. Das Erklärungsmodell scheint das Sühnopfer gering zu achten. Es scheint auch zu einfach. Aber vor allen Dingen involviert es uns nicht wirklich als Menschen. In der Erlöser-Theorie ist die Menschheit eine Art Fussnote – wir sind die Pokerchips im Spiel zwischen Gott und dem Teufel.
JARED: Nun, für mich ist die ursprüngliche Wortwahl der Erlöser-Theorie eher gegründet in Sieg als im Hereingelegt-werden. Die Vorstellung, dass Jesus mit einem wirtschaftlichen Angebot beginnt und mit einem kriegerischen Angebot endet. Jesus macht erst einen Handel aber letztlich unterwirft er den Teufel.
Und ich meine, dass die Erlöser-Theorie – also dass wir unter der Macht des Teufels stehen – im Mormonismus vielleicht gängiger ist als Dan vielleicht zugesteht.
DAN: Ich weiss, was Du meinst: im Sinne das es eine ganze Menge Aussagen gibt, dass wir im Griff Satans gefangen sind, aber ich finde nicht, dass wir im Mormonismus häufig hören, dass Jesus und der Teufel einen Handel um unsere Seelen abgeschlossen hätten.
JARED: Stimmt. Es ist eher, dass “er den Preis gezahlt hat.”
SATISFAKTIONSTHEORIE
BRIAN: Mein Verständnis hinsichtlich der Satisfaktionstheorie ist, dass sie aus einer Zeit kommt, in der noch das feudale System etabliert war. Diese Theorie zeigt Gott als einer Art souveränen Feudalherren, der die Ehre seiner Untertanen haben muss, wenn er an der Macht bleiben will. Wenn die Leibeigenen des Herren irgendein Unrecht begangen haben, das dem Herrn irgendwie schadet oder das ihn in ein schlechtes Licht setzt, muss die Ehre des Herrn wieder zufriedengestellt werden. Es verlangt nach Satisfaktion.
DAN: Und dies ist ein beiderseitiges Ehrenverhältnis. Der Feudalherr muss seine Untertanen bestrafen, wenn sie etwas falsch machen, aber wenn sie etwas tugendhaftes tun, das dem Herren grosse Freude oder Nutzen bringt, dann ist er durch seine Ehre gebunden, ihn zu belohnen. Oder, wenn der Herr den Übeltäter nicht bestraft, dann fällt das Gesetz in sich zusammen und Chaos breitet sich aus. Also ist er sogar liebevoll wenn er den Übeltäter bestraft, weil das für Ordnung sorgt. Deshalb kann er nicht einfach frei jemandem Vergeben, der Mist baut. Wenn auf der anderen Seite jemand aber dem Herrn grosse Ehre erweist, dann muss der Herr ihm dafür einen Gefallen erweisen.
BRIAN: Dieses System begann sich in der Ära zu entwickeln, bevor das abstrakte Konzept von “Recht” ein Thema wurde. Es ist eingebunden in eine Wer-Macht-hat-hat-Recht-Kultur. Diese Theorie kommt aus einer Zeit in der der Feudalherr das Recht dazu hatte, jeden zu töten, einfach weil er die Macht dazu hatte. Er war aber auch durch ein quid pro quo System gebunden. Wenn jemand etwas für dich tut, dann musst du auch etwas für ihn tun, was einen vergleichbaren Wert hat.
JARED: Diese Art von System ist auch zu neu-testamentarischer Zeit üblich. Zum Beispiel als Herodes mit Salome´s Tanz zufrieden war, sagte er “Um welchen Gefallen bittest Du mich?”
DAN: “Den Kopf von Johannes dem Täufer!”
JARED: “Uups. So ein Pech aber auch!”
BRIAN: Ja, um den Kopf von Johannes dem Täufer zu bitten war ungeheuerlich, aber er hatte öffentlich gesagt, dass er Salome alles geben würde, was sie verlangt, also war er durch seine Ehre daran gebunden, das zu tun.
JARED: Und es gibt noch viele ähnliche Geschichten im Sinne von “Ich gebe dir die Hälfte meines Königreichs, weil du mich so sehr erfreut hast.” So war die Kultur.
TRESA: Das fügt sich gut in das Konzept in Lehre und Bündnisse ein, dass Gott gebunden ist, wenn wir tun, was er sagt und auch der Idee, dass Gott unter bestimmten Voraussetzungen aufhören könnte Gott zu sein. Das ist kein Leitbild, das bei mir grossen Anklang findet, aber es gibt nunmal einen Präzedenzfall für das Satisfaktions-Modell in unseren Schriften.
DAN: Das Erlöser- und das Satisfaktions-Modell sind die ältesten Erklärungsmodelle und so werden die beiden häufig zusammen genannt. Aber ein Beobachter, der von keinem der beiden sonderlich beeindruckt war meinte neckisch, dass die Erlöser-Theorie den Teufel zu einem Gott macht (im Sinne dessen, dass er einen gott-ähnlichen Anspruch auf uns hat) und dass die Satisfaktionstheorie Gott zu einem Teufel macht (weil er Genugtuung verlangt – “Ich verlange Wiedergutmachung!”). Die Satisfaktionstheorie wirft ein schockierendes Licht auf Gott, wenn wir betrachten, dass der Preis für seine Genugtuung der Tot eines unschuldigen Menschen ist.
Ich finde diese Kritiken überzeugend. Keine der Theorien erscheinen mir sehr ehrbar. Warum sollte Gott von meinen Sünden gekränkt sein, wenn der Plan der Erlösung doch bereits vorsah, dass wir hier auf diese Erde geschickt würden und unvermeidbar sündigen würden.
BRIAN: Ja, Mann. Wenn der grosse Gott im Himmel keine Sünde mag, hätte er nicht so viele zerbrochene Menschen schaffen sollen.
STRAFERSETZUNGSTHEORIE
JARED: Die Strafersetzungstheorie entstand, als sich die Idee von abstraktem Recht entwickelte, zusammen mit der Idee, dass wenn Gesetze gebrochen werden, fordert “Gerechtigkeit” eine Strafe oder eine Wiedergutmachung. Auf uns wirkt das vertraut, weil unser Rechtssystem so funktioniert. Wenn du das Gesetz brichst, dann zahlst du den Preis. Die Idee ist, dass wir als Sterbliche den Preis für unsere Sünden niemals bezahlen können, also sind wir der vollen Strafe des Gesetzes ausgeliefert. Jesu Leid und Tot zahlen unsere Schuld gegenüber dem Gesetz. Sein Leid ersetzt die Strafe für unsere Sünden.
BRIAN: Sie Strafersetzungstheorie ist das erste Modell, dass unsere individuellen Sünden betrachtet: jedes Mal wenn wir sündigen, schaffen wir eine neue Bedingung für Strafe. Die beiden vorangegangenen Theorien postulieren, dass die Menschheit als ganzes gefallen ist und dass Christus uns kollektiv aus dieser Zwangslage befreit.
DAN: Guter Punkt, Brian. Sehr gut. Die Strafersetzungstheorie war auch die erste Theorie, die andeutet, dass das Sühnopfer ein metaphysisches Problem löst. Es deutet an, dass es eine Art kosmischer Gerechtigkeit gibt, die einen Anspruch auf uns hat und das etwas auf dieser selben kosmischen metaphysischen Ebene passieren muss, um die Dinge auszugleichen. Mit anderen Worten: während die anderen Theorien in der Welt der Relationalität spielen, ist hier die Gerechtigkeit eine reale Sache im Universum – und die Gerechtigkeit verlangt nach Ausgleich.
BRIAN: Ja, so als wäre die Gerechtigkeit ein Supergott, dem selbst Gott gehorsam sein muss.
JARED: Gott ist ein Vermieter, der selber auch seine Miete zahlen muss.
TRESA: Also, der Mormonismus hat das Konzept eines begrenzten Gottes. Gott ist verpflichtet. Gott kann aufhören Gott zu sein. Wir haben auch den Grundsatz, dass Gott durch die Naturgesetze handelt – jedes Wunder ist in Wirklichkeit Gott, der durch sein überlegenes Wissen hinsichtlich der Gesetze des Universums handelt.
JARED: Ja, Gott wurde Gott, weil er die selben kosmischen Gesetze befolgte – und eines dieser Gesetze besagt: “Der Gerechtigkeit wird genüge getan.” Also gibt es im Universum dieses Supersystem an Grundsätzen, das explizit grösser ist als Gott.
DAN: Also, wenn es dieses freischwebende Etwas, oder was auch immer, namens Gerechtigkeit gibt, heisst das, dass dieses nur durch ein weiteres freischwebendes Etwas ausgeglichen werden kann, das Gnade heisst? Und wie wird diese Gnade ausgelöst? Geschieht das, wenn grosses Unrecht geschieht, wie im Fall von Jesus? Wie sollte ein freischwebendes Gesetz der Gerechtigkeit die Ungerechtigkeit des Leidens Jesu erkennen können und “ausgeglichen” sein?
JARED: Ich denke, die Antwort liegt hauptsächlich darin, dass die Gerechtigkeit ihre Wiedergutmachung erhält. Jesus hat irgendwie den Preis bezahlt. Die Gerechtigkeit erhält ihre Miete.
DAN: Wie? Wie könnte der Tot eines Unschuldigen als Miete für irgendetwas her halten?
JARED: Ich denke, dass der Mormonismus es so formuliert, dass Leid die Währung ist, die als Miete angerechnet werden kann. Jesus litt ausreichend für alle, um den Preis für all Jene zu bezahlen, die umkehren.
DAN: Diese Idee hat eher ein platonisches Weltbild als ein aristotelisches. Plato vertrat die Idee, dass es ewige “Formen” im Universum gibt. Zum Beispiel ist irgendetwas “gerecht”, weil es irgendwie Teil hat an der ewigen Form von Gerechtigkeit. Aristoteles würde hingegen eher meinen, dass es keine solche ewigen Formen gibt, sondern nur Handlungen, die wir alle als gut bewerten – die gut als Regeln für die Gemeinschaft funktionieren würden. Also schaffen wir eine Idee eines Gesetzes der Gerechtigkeit auf der Basis einzelner Momente sozialer Interaktion.
JARED: Lass uns doch jetzt einfach mal die Theorie umdrehen und fragen, “Was genau hindert Gott eigentlich daran, uns einfach zu vergeben?”
EIN CLEON SKOUSEN ABSTECHER
BRIAN: Ich finde, dies ist eine ausgezeichnete Überleitung in Cleon Skousens sehr mormonischem Erklärungsversuch für das Sühnopfer, der sich auf die Idee der “Intelligenzen” im Buch Abraham bezieht. Als ich auf Mission war hatten andere Missionare Fotokopien von Fotokopien von Fotokopien von Skousens Ansprache, denn das war noch vor der Zeit des Internet. Ich hielt sie für die coolste Ansprache überhaupt. Das war so eine saftige deep-doctrine Sache.
DAN: Da gab es auch eine Audiokassette, die auf meiner Mission herumgereicht wurde.
BRIAN: Die Grundlage von Skousens Theorie ist, das alles im Universum von Intelligenz durchdrungen ist, vom kleinsten Atom bis zu Viren und Bakterien und Affen und Menschen. Alle Intelligenzen sind abgestuft von der geringsten bis zur höchsten Intelligenz und dass sie sich an bestimmte Gesetze halten müssen, um Fortschritt zu machen – um eine höhere Stufe der Intelligenz zu erhalten.
Menschliche Intelligenzen waren gegenüber allen Gesetzen der Prä-Existenz gehorsam und Gott verwendete sehr viel Zeit und Liebe und Mühen auf sie, denn sie waren seine Geistkinder. Aber zu diesem Zeitpunkt wurden diese Geistkinder auch schlau genug, um gegen Gott zu rebellieren. Als Gott zu all den anderen Intelligenzen sagt: “Könntet Ihr Euch bitte in eine Erde formen?”, sagen sie alle “Ja, aber gerne doch!” “Würdet Ihr Wassermoleküle bitte zu Wein werden?” “Ja, aber selbstverständlich!”
Wenn menschliche Intelligenzen ungehorsam sind, geht ein Aufschrei durch die Gruppen der geringeren Intelligenzen, wenn Gott sie nicht bestraft. Sie sagen dann quasi, “Es ist nicht fair, wenn ein ungehorsamer Mensch Fortschritt macht aber wir durch das Gesetz zurückgehalten werden.” Nach Skousens Modell verlöre Gott also die Ehre und den Respekt der Strasse bei all dem Molekülen im Universum, wenn er uns einen Freifahrtsschein ausstellen würde.
DAN: Genau, das Universum würde aufhören, ihn als Gott zu erwählen. Es ist interessant, dass hier nicht Gott derjenige ist, der sich weigert zu vergeben, aber es ist sicherlich seltsam, wenn man sich vorstellen müsste, dass Christus all diese Dinge durchmachen müsste, weil niedrigere Intelligenzen diese Bedingungen stellen., “Hey Mann, ich will Gerechtigkeit, wenn Du willst, dass ich Dir weiter nachfolge.”
BRIAN: Ja, der tödliche Fehler in diesem Modell ist, dass Gott scheinbar eine Art Beliebtheitswettbewerb gewinnen muss. Wenn man darüber zu lange nachdenkt, zieht es sich einem zusammen und man denkt “Ooooh.”
JARED: Ich finde auch, dass Skousens Theorie recht elegant ist. Aber hier ist eine Analogie, die ihre Schwächen herausstellt. Nehmen wir an ein älteres Kind bricht eine Regel. Wie wäre es, wenn die Eltern, anstatt dass sie ihrem eigenen Urteil vertrauen, sich an ein jüngeres Kind wenden, das sagt: “Ohh, das ist aber nicht fair, du solltest ihn so und so bestrafen!” Es scheint, als würde sich Gott auf die Ebene der niedrigeren Intelligenzen stellen.
MORALISCHER-EINFLUSS THEORIE
DAN: Lasst uns über die vierte dieser Theorien sprechen, welche häufig die “Moralischer-Einfluss Theorie” (engl. Moral Influence Theory, z.B. bei Wallace und Rusk, Moral Transformation: The Original Christian Paradigm of Salvation). Alle anderen Theorien betrachten Sünde als externes Problem – der Teufel besitzt tatsächlich auf irgendeine Art und Weise unsere Seelen und wir brauchen Christi Auslöse; und Sünde zieht wirklich Strafe nach sich, entweder um Gottes Ehre zufrieden zu stellen oder die Ansprüche eines kosmischen Gesetzes zu erfüllen. Die Moralische-Einfluss Theorie sagt, dass das wirkliche Problem nicht eine kosmische Gerechtigkeit ist oder der Teufel; nichts hält uns davon ab, dass Gott uns vergeben kann – tatsächlich vergibt Gott uns bereits. Das Problem ist unser Gefühl der Entfremdung von dem was göttlich ist. Es ist unser eigenes Gerechtigkeitsempfinden und unsere eigene Scham über unsere Unvollkommenheit, die uns dazu bringt, uns selbst zu kasteien. Es gibt kein kosmisches Gesetz der Gerechtigkeit; das ganze Problem ist nur die Trennung, die wir uns selbst geschaffen haben.
Die Moralischer-Einfluss Theorie ermutigt uns auf das Leben Christi zu blicken, um zu verstehen, wie sehr Gott uns liebt. Jesu Mission war es, auf die Welt zu kommen, um uns zu zeigen, wie Gott wirklich ist. Wenn wir das wahre Wesen Gottes wirklich verstehen, verändert dieses Wissen unsere Herzen. Es bringt uns zu einem Verstehen, dass wir wirklich etwas besonderes sind. Gott ist wirklich wunderbar und er interessiert sich tatsächlich für uns. Das gibt uns Zuversicht, uns selbst zu vergeben und uns zum Besseren zu wandeln. Wir können diese Theorie in Alma 34 finden, wo Amulek proklamiert, was der Sinn des grossen und letzten Opfers ist, nämlich “jenes herzliche Erbarmen zuwege zu bringen, das die Gerechtigkeit überwältigt und für den Menschen Mittel zuwege bringt, damit er Glauben zur Umkehr haben kann.” Die Forderungen der Gerechtigkeit sind für uns eine innere Angelegenheit, aber durch die Erfahrung der Liebe Gottes sind wir von dem Gedanken befreit, dass unser Selbstgericht unsere Strafe verlangt und wir den Mut erlangen, unser Verhalten zu verändern und Christus ähnlicher zu werden.
BRIAN: Das Besondere an dieser Theorie ist, dass sie sich nicht auf irgendeine magische Eigenschaft verlassen muss oder suggeriert, dass er für irgendetwas bezahlen muss.
DAN: Genau. Es geht darum, zu erwachen so dass unsere Seelen unseren eigenen ewigen Wert erkennen können. Von diesem Standpunkt aus haben wir den Mut, das Göttliche in uns selbst anzunehmen – uns zu verändern und Gott ähnlicher zu werden – was ja das letztendliche Ziel ist. Was kann schon gut daran sein, sich von Schuld befreit zu fühlen, wenn man nicht seine Seele verändert hat?
JARED: Ich stimme zu, beim Sühnopfer geht es vor allen Dingen um Transformation. Aber in dieser Theorie erscheint mir Jesus als überflüssiger Teil der Gleichung – er ist nicht notwendig. Wenn wir an all die Güte und all die Liebe in der Welt denken, warum ist der Tod eines eines guten Menschen grösser als die Selbstaufopferung von Millionen von Müttern und Vätern und Brüdern und Schwestern und Heiligen?
DAN: Absolut. Der Hauptkritikpunkt an der Moralischer-Einfluss Theorie ist, das die Ideen, die diese Theorie bedingen, zwar die Menschen auf eine Weise zu ihrem höheren Selbst hinwenden, was zu positiven, vorausschauenden und transformativen Handlungen führt. Aber sie suggeriert keine höhere Macht, vor der jedes Knie sich beugen und jede Zunge bekennen wird, dass Jesus der einzige ist, der uns erretten kann.
Eugene England, der eine einfache Moralischer-Einfluss Theorie bevorzugt, versucht sie vor dieser Kritik dadurch zu retten, indem er vorschlägt, dass die radikale Liebe, die für diese transformative Macht vonnöten ist, nur dann in unsere Herzen gepflanzt werden kann, wenn wir anerkennen, dass das Wesen, das uns zu dieser Veränderung einlädt, auch der Schöpfer dieser Welt und unserer höchster Richter ist. Ich schliesse mich dir aber an, Jared. Trotz Englands Versuch, sehe ich Jesus nicht als notwendigen Bestandteil dieser Gleichung. Es gibt eine Vielzahl an Menschen in anderen Kulturen, die auch in der Lage sind, anderen zu vergeben und einen Christus-ähnlichen Charakter zu entwickeln, ohne jemals von Christus gehört zu haben.
JARED: Eine Erklärung des Todes Jesu ohne eine Notwendigkeit für den Tod von Jesus. Hört sich das nicht danach an, als würde die Theorie nicht ihren Zweck erfüllen?
BRIAN: Ja, es scheint als würde das Moralischer-Einfluss Modell einen “Wow-Faktor” benötigen, damit es funktioniert. Wenn Jesus nur ein netter Mann gewesen wäre, der die Römer sauer gefahren hätte und dafür gekreuzigt wurde, dann würden wir denken “Oh, das war nicht so schlau, oder?” Aber wenn Jesus Gott war, der dieses Leben gelebt hat und wenn es Gott war, der bereit war von wo auch immer hier auf diese Erde zu kommen und dieses Leben zu leben und zu lieben – das könnte vielleicht schon dieses nötige “wow” erzeugen.
Ich habe die Theorie, dass der Mormonismus eine Art Sühnopfer Auflauf mit tiefer Schüssel gebacken hat, der aus all diesen verschiedenen Ideen besteht.
JARED: Ja, alles ausserhalb von Sühnopfer und Aufläufe sind nur Anhängsel des Evangeliums.
BRIAN: Ich weiss, wir glauben zu wissen, dass in Bezug auf mormonische Lehre Einigkeit besteht, aber ich meine, Mormonen sehen die Funktionsweise des Sühnopfers recht unterschiedlich. Da gibt es manche Menschen, die heben krass die Gerechtigkeit hervor und da ist es fast unmöglich, jemals rein zu werden. Man kann aber auch sehr Sichtweisen finden, die das Liebevolle betonen. Und in unserer Geschichte haben Kirchenführer Standpunkte auf dem gesamten Spektrum gelehrt.
TRESA: Keine dieser Theorien kann wirklich meine eigene Erfahrung beschreiben. Ich mag Deine Theorie des Sühnopferauflaufs, Brian. Manche halten die Moralischer-Einfluss Theorie für den Schinken während die Beilagen das Erlöser-Modell sind und die Sahnesosse ist dann vielleicht die Strafersetzungstheorie. Ich halte Bestandteile von allen Modellen für sehr mormonisch. Ich finde aber nicht, dass irgendeine bestimmte Theorie für sich genommen die Beziehung beschreibt, die ich mit meinem himmlischen Vater und Jesus habe.
PERSÖNLICHE ANSICHTEN
DAN: Auch wenn wir uns nun verschiedene Theorien problematisiert haben und auf Schwächen in ihnen hingewiesen haben, haben wir uns dennoch dazu entschlossen, Christen zu bleiben. Lasst uns also nun vom Abstrakten ins Konkrete übergehen. Wie hat das Sühnopfer in Eurem eigenen Leben funktioniert und seine Macht gezeigt und warum habt Ihr Euch dazu entschieden weiterhin Christen zu bleiben?
JARED: Ich habe einen enormen Respekt vor der symbolischen Kraft des Sühnopfers und die Wirklichkeit der Erfahrung der Menschen mit Jesus. Das möchte ich betonen. Es fällt mir aber schwer die Idee des Sühnopfers wirklich wert zu schätzen, denn für mich erscheint es unnötig. Ich liebe die Botschaft Jesu; Ich liebe, was er gelehrt hat – dass wir unsere Religion dadurch leben, dass wir Gott lieben und einander lieben. Ich denke bei der Errettung geht es um die Maximierung von Liebe, Frieden und Freude, Freiheit und Wachstum. Aber ich – ich meine das respektvoll – sehe einfach nicht die Notwendigkeit für Jesus. Wenn Du es also wirklich drauf anlegen willst, betrachte ich mich eigentlich nicht wirklich als Christ.
Dennoch hatte ich mächtige geistige Erfahrungen mit Gott. Ich glaube an Gott. Ich liebe die Idee der Vereinigung mit Gott. Aber ich verstehe nicht, warum es für Gott nicht einfach reichen würde, wenn er sagen würde, „Ich verstehe, was du durch machst. Ich weiss, dass du in diesem Lebensabenteuer bist – dieser Lebensreise. Ich möchte, dass du wie ich wirst und ich werde dich aufrichten, ich werde dich stützen, ich werde alles für dich sein.“ Ich bin also ein Christ, allerdings eher, weil ich es durch meine mormonische Identität sowieso schon bin – das sind nunmal die Ressourcen, die mir zur Verfügung stehen. Ich meine, da findet eine Art göttliches Drama in unseren Seelen statt: ein Teil von uns ist Retter und ein Teil von uns ist Sünder. Jesus ist ein Symbol, das uns gestattet, uns selbst zu vergeben und mit Gott wieder vereinigt zu werden und unser göttliches Potenzial zu erreichen. Aber letzten Endes sehe ich nicht, warum Jesus ein notwendiger Bestandteil sein sollte. Bin ich jetzt ein totaler Spielverderber?
DAN: Ich halte das überhaupt nicht für spielverderberisch. Es scheint, als hätten die frühen Christen versucht zu verstehen, was Jesu Tod bedeutete und sie versuchten sich so die Sühnopfertheorien vom Ende herzuleiten.
JARED: Genau. Es scheint, als hätten sie eine Liste mit wünschenswerten Ergebnissen zusammengestellt: „Wir wollen mit Gott vereinigt werden. Wir wollen ewig leben. Wir wollen diese Beziehung haben. Wir wollen Liebe haben. Wir wollen verändert sein.“ Es erscheint mir ein wenig Willkürlich, dann zu sagen, „Oh, und Jesus ist übrigens der Schlüssel.“ Da könnte man genau so gut sagen, Gandalf ist der Schlüssel. Oder Buddha ist der Schlüssel.
BRIAN: Ich habe definitiv meine Theologie in meinem Leben schon recht umfassend auseinander genommen, aber ich bin gemeinhin eher pragmatisch und realistisch. Auch wenn ich die verschiedenen Theorien recht unterhaltend finde, die Hauptsache ist doch was ich erfahre, was ich fühle und wie ich mich verändert habe. Wenn also alles zerpflückt wird, dann frage ich mich schliesslich „Was fühle ich?“ Ich weiss, dass ich im Laufe der Zeit zu einer anderen Person geworden bin. Ich erinnere mich, dass ich vor Jahren jemand war, der zornig war und der sich selbst nicht mochte. Und so sehr ich auch immer noch ein Mensch bin, der allzu häufig Mist baut, bin ich doch jemand geworden, den ich mag. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich diesen erneuerten Blick dafür bekommen habe, dass letzten Endes alles schon okay sein wird. Sicher, manchmal werde ich fehlen und es wird weh tun, aber ich werde überleben.
Also sage ich mir „Wo habe ich das her?“ und ich muss mir eingestehen, dass ich das von den Lehren Jesu gelernt habe. Egal ob er halb Gott, halb Mensch, mein älterer Bruder und/oder Fleisch gewordener Gott gewesen ist, die Veränderungen in mir kommen daher, dass ich die Lehren Jesu studiert habe und seinem Beispiel nachgefolgt bin. Deshalb halte ich mich immer noch für einen Christen. Ich wurde errettet durch die Lehren Jesu, durch Glauben an Jesus auch wenn ich nicht unbedingt der gesamten Christologie anhänge. Er könnte auch nur ein grosser Lehrer gewesen sein oder ein selbstverwirklichter Mensch aber irgendwie bin ich zu dem geworden, was ich heute bin, weil ich ihm nachgefolgt bin.
DAN: Wie Brian, habe ich auch meinen Glauben und meine Ansichten über das Sühnopfer zutiefst gründlich auseinander genommen. Eine der ersten Kurse, die ich während meines Doktorandenstudiums besuchte, hatte das Thema Christologie. Ich konnte einfach nicht begreifen, wie dieses ganze Sühnopfer Ding funktionierte und ich hoffte, dass mir dieser Kurs Hinweise liefern würde. Als ich die Moralischer-Einfluss Theorie studierte, fand ich ein wenig Frieden. Sie erlaubte mir, mich ein wenig zu entspannen und etwas seelische Zufriedenheit darin zu finden, dass, was auch immer das Sühnopfer ist, es die Macht der Liebe ist und nichts zu tun hat mit metaphysischer Buchführung oder kosmischen Brüchen oder den Ansprüchen einer abstrakten, frei-schwebenden Gerechtigkeit. Irgendwann in meinem Leben ist „Wachstum“ für mich zur wichtigsten Sache geworden. In den letzten zwanzig Jahren habe ich mir nicht wirklich Gedanken um meine Errettung gemacht. Ich habe mir nicht Sorgen darum gemacht, in welches Reich ich irgendwann kommen könnte oder so etwas. Egal, was die Welt ist und egal, ob sie einen ultimativen Zweck hat, ich mag es einfach, zu wachsen. Und deswegen mag ich den Mormonismus: er zwingt mich zum Wachstum. Er bittet mich darum, mich jede Woche immer wieder neu zu bewerten; und mich sogar im Angesicht von Menschen neu zu bewerten, die vollständig in der mormonischen Box leben und die mir dennoch ein starkes und beeindruckendes Zeugnis sind.
Vielleicht ist Jesus, wie Brian vorschlägt, wirklich nur ein selbstverwirklichter Mensch, aber ich halte mir dennoch die Option offen, dass er mehr ist. Egal wie die Sache ausgeht, das Modell des Lebens von Jesus – wie er mit anderen Menschen umging und wie er nicht vor Schmerzen zurück schreckte, wie er absichtlich all den hässlichen Dingen begegnete, anstatt sich in Loslösung zu flüchten – dieses Modell funktioniert für mich.
BRIAN: Absolut. Wenn Jesus wirklich auch noch mehr sein sollte als das, dann wäre ich absolut zufrieden damit. Tatsächlich finde ich sogar Hoffnung in dem Gedanken.
JARED: Dem stimme ich zu. Selbst wenn es mir schwer fällt an das Sühnopfer zu glauben, versuche ich dennoch, es zu leben – wenn ich mich verständlich ausdrücke. Wenn Jesus wirklich Erretter ist und er mir nach meinem Tod erscheint, werde ich ihm dennoch ewig dankbar dafür sein und ihn anbeten. Dafür bin ich offen.
TRESA: Nun, ich muss sagen, wenn es um meine Beziehung zu Jesus und meinem Himmlischen Vater geht, bin ich ganz ein Vertreter von gelebter Erfahrung. Ich kämpfe häufig mit Polygamie, dem Bann des Priestertums und all den anderen Problemen, die so viele Mormonen auf ihr oberstes Regal legen. Aber diese Theorien über das Sühnopfer sind die Dinge, die ich auf mein oberstes Regal lege, weil das für mich die Dinge sind, die wir jetzt nur durch einen Spiegel sehen, verschwommen. Viele Menschen haben in den Jahrhunderten über ihre Meinungen und Teiloffenbarungen gesprochen und versucht, eine Erklärung für das Sühnopfer zusammenzustückeln, aber nichts von alledem ändert irgendetwas an meiner täglichen Erfahrung. Was ich also mitteile, ist meine eigene spirituelle Sprache. Ich weiss mit Sicherheit, dass dies nicht Jedermanns spirituelle Sprache ist. Viele Menschen – und ich spreche wahrscheinlich gerade mit dreien von ihnen – sprechen eine Sprache, die stark in der Logik existiert. Aber für mich ist es bequemer, die Mechanik beiseite zu lassen und mich einfach an den Vorzügen zu erfreuen.
Meine Beziehung mit Jesus Christus ist vollständig eingebunden in die Tatsache, dass ich ein Überlebender von Missbrauch bin. Die Familie meiner Kindheit war ein feindliches Umfeld. Wenn ich an das Sühnopfer denke, dann denke ich nicht an kosmische Buchführung, ich denke an getragene Lasten.
Als Missbrauchsüberlebender bin ich aufs Engste damit vertraut, was es heisst, die Konsequenzen der Sünden eines Anderen zu tragen. Und so fühle ich mich intrinsisch mit dem Erretter verbunden. Mit seiner Gnade. Mit seinem Einfühlungsvermögen. Und vielleicht fühlt sich aus diesem Grund das Sühnopfer auch nicht so metaphysisch für mich an. Ich weiss aus eigener Erfahrung dass manche Menschen schreckliche Fehler machen und dass irgendjemand immer den Preis dafür bezahlen muss. Das habe ich durchlebt. Und deswegen fühle ich, als Missbrauchsüberlebende, dass ich auch irgendwie dazu berufen bin, ein Erretter zu sein, mit einem kleinen „e“.
Ich erwarte voller Spannung die Entdeckung der Mechanik des Sühnopfers, aber jetzt kenne ich nur den Trost, den Jesus mir gegeben hat, die Heilung, die er mir gebracht hat und ehrlich gesagt, interessiere ich mich gar nicht für das Ingenieurswesen dahinter, weil ich mich jetzt einfach so sehr an den Vorzügen des Sühnopfers erfreue.
BRIAN: Ja. Deins mag ich am Liebsten.
JARED: Yep.
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