Über ‘James Fowler, Stufen des Glaubens’

Die Stufen der menschlichen Entwicklung und die Suche nach Sinn

Über den Author:

James W. Fowler, geboren 1940, ist Professor für Theologie und Entwicklungspsychologie an der theologischen Fakultät der Emory Universität in Atlanta, Georgia

Englisch: Stages of Faith: The Psychology of Human Develoment and the Quest for Meaning, 1981

(Harper, San Francisco)

In seinem Buch “Stufen des Glaubens” beschreibt James Fowler 6 Entwicklungsstufen, die ein Mensch durchläuft, während er in seinem Glauben erwachsen wird. Auch wenn Fowler nicht unmittelbar über den religiösen Glauben spricht, ist sein Buch dennoch voller Referenzen zu religiösen Themen, möglicherweise weil Religionen plastischere Untersuchungsobjekte darstellen.

James Fowler ist der wissenschaftlichen Methode vorgegangen und interviewte viele Menschen, deren religiöse Glaubensansichten umfassend diskutiert wurden. Seine 6 Stufen der menschlichen Entwicklung wurden weitestgehend als Referenzwerk zum Thema spiritueller Entwicklung im Allgemeinen und der Entwicklung des Einzelnen im religiösen Glauben im Besonderen gesehen.

Kritisiert wurde an Fowlers Theorie vor allem die Methode mit der er vorging, da er von den 359 Menschen, die für seine Studie interviewt wurden, nur 26 in den oberen Stufen 5 (25 Personen) und 6 (1 Person) verortet werden konnten.

Die Absätze unten sollen einen vereinfachten Gesamtüberblick über Fowlers 6 Stufen geben

Frühe Stufen

Die erste von James Fowlers Stufen ist die “Vorstufe” (‘pre-stage’), welche sich auf das Säuglings- und Kleinkindalter bezieht. Diese Phase ist die Phase des undifferenzierten Glaubens. Auf dieser Stufe entwickelt das Kleinkind einfaches Vertrauen (bzw. im Falle der Vernachlässigung oder Missbrauch die Abwesenheit von Vertrauen) in zwischenmenschliche Beziehungen zum engsten Kreis seiner Mitmenschen (Mutter, Vater, Geschwister, Haustier). Die Qualität und Tiefe auf dieser Stufe bilden die Basis für alle späteren Entwicklungen des Glaubens für die Person.

Wenn Geist und Sprache sich im Kind formieren und Symbole in Sprache und Spiel sich zu entwickeln beginnen entwickelt sich das Kind in den Jahren 2 bis 7 weiter zu Stufe 1: Intuitiv-projektiver Glaube. In dieser Zeit ist das Kind egozentrisch und formt sein Vorstellungsvermögen. In dieser Phase werden auch die Grundlagen für Glauben (faith) gelegt, ist allerdings die Wirklichkeit nicht gut von der Vorstellungskraft oder Phantasie differenziert. Aus diesem Grund können Erwachsene, die sich in der Kindererziehung auf die negativen Aspekte von Religion konzentrieren – Teufel, Abgrenzung von der Welt, Harmageddon, Hölle und Sünde – grossen Schaden in dem Kind anrichten, was dann die Basis bereitet für eine authoritäre, polarisierende oder emotional geschwächte Persönlichkeit. Wenn ein Kind die Fähigkeit zu konkretem operativen Denken erlangt, ist es bereit, sich in Richtung der 2. Stufe des Glaubens weiter zu entwickeln.

Stufe 2 – mythisch-wörtlicher Glaube

Auf dieser Stufe des Glaubens ist das Kind (oder der Erwachsene, der noch auf dieser Stufe fest steckt) bereits in der Lage die Wirklichkeit von der Phantasie abzugrenzen. Auch erhält das Kind die Fähigkeit Glaubensobjekte bildhaft zu beschreiben (z.B. Gott ist ‘da oben im Himmel’, oder ‘Gott hat einen langen Bart und sieht aus wie der Weihnachtsmann’ usw.) Die Geschichte wird zum Mittel, um der Wirklichkeit einen Wert zu geben, jedoch werden die Symbole in solchen Geschichten noch eindimensional gesehen und für wirklich gehalten. Glaubensprinzipien, moralische Werte und Haltungen werden noch für allgemeinverbindlich gehalten; z.B. der Himmel und die Hölle werden als wirkliche Orte verstanden. Der Mensch auf Fowlers Stufe 2 ist eher fähig, sich in die Lage eines anderen Menschen hinein zu versetzen, aber seine Sicht von Gegenseitigkeit ist sehr buchstäblich, z.B. “wenn ich alle Regeln halte, wird Gott mir ein gutes Leben schenken.” oder “wenn ich bete, wird Gott meine Wünsche erfüllen.”

Eine Person auf Stufe 2 beginnt, sich in die nächste Stufe zu entwickeln, wenn sie Widersprüche und Konflikte zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu entdecken beginnt und anfängt, die wirkliche Bedeutung zu reflektieren.

Stufe 3 – synthetisch-konventioneller Glaube

Üblicherweise wird eine Person sich in der Pubertät in die Phase des synthetisch-konventionellen Glaubens entwickeln, jedoch entwickeln sich die meisten Menschen niemals über diese Ebene hinaus.

Auf dieser Stufe ist Autorität ausserhalb des Selbst – in den Kirchenführern, in der Regierung, im sozialen Umfeld. Alternative religiöse Konzepte werden eher ‘stillschweigend akzeptiert’, wie Fowler meint; die Person ist sich noch nicht voll bewusst einen bestimmten Grundsatz eigenständig zu glauben. Somit ist dieser Glaube ‘synthetisch’ – Glaubensgrundsätze sind nicht das Ergebnis einer Analyse. Jeder Versuch, mit einer Person in dieser Stufe vernünftig über diese Grundsätze zu diskutieren oder seinen Glauben zu de-mystifizieren wird von ihr als Gefahr gewertet.

Der Begriff ‘konventionell’ meint, dass Personen auf dieser Stufe das Bedürfnis haben, sich mit dem Glauben der Bezugsgruppe identifizieren und sich als Teil dieser Gruppe zu fühlen. Aus diesem Grund sind die meisten Menschen in traditionellen Kirchen in dieser Stufe sind. Tatsächlich stellt Fowler aus diesem Grund heraus, dass traditionelle Kirchen “am besten funktionieren”, wenn die Mehrheit ihrer Mitglieder auf Stufe 3 bleiben.

Wenn eine Person anfängt zu verstehen, dass es Widersprüche zwischen manchen Quellen der Authorität (Generalauthoritäten, Kardinäle/Konzile, Religionsführer) und dem orthodoxen Glauben der eigenen Gruppe gibt und bereit ist, darüber zu reflektieren, beginnt die Person, sich in Richtung Fowlers Stufe 4 zu entwickeln.

Stufe 4 – individuierend-reflektiver Glaube

Laut Fowler ist es ideal, wenn ein Mensch diese Phase in den frühen bis mittleren 20ern erreicht, jedoch und wie bereits angedeutet, ist es offensichtlich, dass viele Erwachsene diese Stufe niemals erreichen. Wenn diese Stufe des Glaubens in den 30ern und 40ern erreicht wird, ist es viel schwerer für die Person, sich anzupassen.

In individuierend-reflektierendem Glauben wird das, was einst stillschweigend geglaubt wurde nun offen angesprochen. Wo die Person bislang nicht vollständig beschreiben konnte, wie sie zu ihrem Glauben gekommen ist, füllt sie nun ihren Glauben zum Einen mit der Freiheit, dass sie nun ihren Glauben reflektieren kann(!) und zum Anderen, mit der Last, ihren Glauben nun reflektieren zu müssen(!).

Die Verantwortung dafür kann die Person erschüttern und religiöse Gruppen und Menschen aus dem persönlichen Umfeld des Stufe 4 Glaubenden werden immer versuchen die Person daran zu hindern ihren Glauben zu hinterfragen.

Fowlers Stufe 4 Glaube fordert, dass die Person bereit ist, ihre Anlehnung an externe Autorität zu brechen und diese Autorität in sich selbst zu finden. Fowler nennt dies die Formung eines “ausführenden Ich” (‘executive Ego’) – die Person ist nun eher in der Lage, sich auf sich selbst zu verlassen und benötigt keine externen Regeln mehr, die ihr Leben von aussen bestimmen. In Fowlers Stufe 4 sind die Bedeutungen von Mythen und Geschichten (Jesus wird von Johannes dem Täufer getauft) von den Symbolen selbst (Ich werde getauft) getrennt. So sind die Geschichten selbst entmythologisiert – vollständige De-mystifizierung der Symbole kann in dieser Stufe zu Agnostizismus führen.

Der Verlust oder die De-mystifizierung der Symbole kann in manchen Fällen zu Trauer und Verlustgefühlen oder Schuldgefühlen führen und dieser Prozess kann bis zu sieben Jahre andauern. Aber im Gegensatz zum wörtlichen (buchstäblichen) Symbol erhält die Person in Stufe 4 die Fähigkeit Vergleiche anzustellen; die Deutungen und Glaubensgrundsätze, die die Person hier behält oder erlangt, werden explizit (und auch authentischer, da sie aus der Person selber kommen).

Die Stärken dieser Stufe liegen in ihrer Fähigkeit zu kritischer Reflexion und der geistigen Kraft, die sich in der Bereitschaft der Person zeigt, sich Wahrheiten zu stellen, die neu sind und die dazu führen, dass die Person sich von alten Gedankenmustern verabschiedet und Schmerzen bewusst in Kauf zu nehmen bereit ist.

Eine Schwäche dieser Stufe ist jedoch, dass die Person ein aussergewöhnliches Vertrauen in das Rationale und Bewusste setzt und dadurch die Unbewussten Mächte ignoriert, die in der nächsten Stufe wichtiger werden.

Stufe 5 – verbindender Glaube

Wenn die Person (nach Fowler) bereit ist, sich ‘den anarchischen und verwirrenden inneren Stimmen’ des Unbewussten Geistes zu stellen, wird er bereit für Stufe 5. Ein solcher Schritt ist vor der Mitte des Lebens ungewöhnlich. Eine solche Person dehnt seine Welt jenseits des “entweder/oder” Standpunktes der vorangegangenen Stufe aus und nimmt vermehrt eine “sowohl als auch” Orientierung an, wo die Antworten (und die Macht des rationalen Geistes diese zu erfassen) nicht so klar sind.

Menschen in dieser Stufe interagieren mit Menschen anderer Glaubensrichtungen (auch innerhalb der eigenen Religion) integrativ. Die Erfahrungen und Glaubensgrundsätze des Anderen werden nicht mehr inhaltlich in Frage gestellt, sondern von ihnen profitiert! Die Person ist bereit, sich in Dialog mit dem Anderen ungeachtet seines Glaubens zu begeben und von seinen Erfahrungen in seinem Glauben Nutzen für den eigenen Glauben zu ziehen. Um an diesen Punkt zu gelangen ist es notwendig zuerst die Stufe 4 durchlebt zu haben, in der die Symbole des eigenen Glaubens entmythologisiert worden sind und die Person sich von der buchstäblichen Bedeutung emanzipiert hat.

Es ist unmöglich, direkt von Stufe 3 auf Stufe 5 zu gelangen. Die Person auf Stufe 5 hat bereits ihre Symbole durch vernünftige Hinterfragung zerbrochen und bringt sich bewusst an den Punkt einer umfassenderen (methaphorischeren) Interpretation des Symbols (z.B. das Buch Mormon ist zwar nicht buchstäblich historisch, enthält jedoch anwendbare und nützliche spirituelle Grundsätze usw.)

Fowler nutzt hier das Beispiel einer “Frau T.”, die von seinem Forscherteam interviewt wurde, die ein deutliches Beispiel für diese Glaubensstufe gelten könnte: “…es ist egal, wie du das nennst. Ob du es Gott oder Jesus oder einen kosmischen Fluss oder Wirklichkeit oder Liebe nennst, es ist egal. Es ist da! Und was du direkt aus dieser Quelle lernst, teilt dich nicht in Glaubensbekenntnisse auf, die dich von deinem Nächsten trennen.” (Seite 192 im Englischen Original). Damit ist die Person auf Stufe 5 in Fowlers System dabei zu lernen, wie sie sich wieder einem Glauben, vielleicht auch wieder der Glaubensrichtung, der die Person auf Stufe 3 angehangen hat, (neu) verbinden kann, selbst wenn diese Glaubensrichtung ausserhalb der eigenen rationalen Kontrolle liegt. Die Person kann die Teilwahrheiten anderer Religionen anerkennen oder sogar annehmen, ohne die eigene unbedingt zu verlassen oder zu gefährden (wie das auf Stufe 4 noch durchaus möglich ist). Die Person wird den Wert von Symbolen die in den Religionen eine Rolle spielen schätzen, ohne sich an ihren buchstäblichen Bedeutungen fest zu halten und fühlt sich einer Form von Gerechtigkeit verpflichtet, die die Grenzen von Religion, intellektuellen Fähigkeiten oder Glaubensstufe, Stamm, Klasse oder Nation überwindet.

Diese Anschauung der Welt ist sehr integrativ. Personen in Stufe 5 sind in einer sehr guten Position wunderbare Beiträge zur Gesellschaft zu leisten, lassen sich aber leider zu häufig aus Bequemlichkeit oder aus Sorge um das eigene Wohlergehen zu Passivität hinreissen oder sind vielleicht gelähmt durch die Schlucht zwischen der Wirklichkeit und ihrer eigenen Sicht der Wirklichkeit.

Stufe 6 – universeller Glaube

Die letzte Stufe in James Fowlers Stufen des menschlichen Glaubens ist die Stufe des universellen Glaubens, welche nur von sehr wenigen Menschen jemals erreicht wird. Diese Personen sind nicht einfach nur auf fanatisiert und auf der Stufe 2 oder 3 stecken geblieben. Sie haben die Symbole entmystifiziert und stützen sich moralisch und spirituell nicht auf externe Autorität.

Beispiele für Menschen, die diese Stufe erreicht haben sind Jesus, Paulus, Gandhi, Martin Luther King, Jr. und Mutter Theresa.

Personen auf dieser Stufe sind in der Lage das Aktivitäts/Inaktivitäts-Paradox der Stufe 5 zu überwinden und sind bereit, ihr eigenes Wohlergehen für diesen Zweck zu gefährden. Fowler verwendet den Begriff ‘subversiv’ für diese Gruppe von Menschen, weil ihr Beitrag sich so radikal von den Ansichten des Restes der Gesellschaft unterscheidet. Solche Menschen leben bereits so, als sei die Welt bereits so wie das Ideal (Himmelreich, usw.), das sie anstreben. Sie verpflichten sich einer Sache so vollständig und nachhaltig, dass sie ihre Sicherheit und Grundbedürfnisse dem Zweck nicht aus egoistischen Motiven, sondern aus reiner Identifikation mit der Sache opfern und weihen.

persönliches Fazit

Fowlers Theorie der Einteilung von Ebenen des Glaubens empfand ich als sehr bereichernd. Diese stufenartige Beschreibung meines eigenen und für mich somit einzigartigen Lebens- und Glaubenswegs bietet mir Anhaltspunkte, meine eigene Entwicklung des Glaubens in neue Begriffe zu fassen und auch eine Standortbestimmung zu begünstigen.

Streng nach Fowlers Theorie vorgehend kann ich Etappen meines eigenen Glaubenslebens hier ganz ähnlich kategorisieren.

Ich selber verorte mich heute im Alter von 40 Jahren und nach 22 Jahren Glaubensleben auf Stufe 5. Ich komme zu dieser Standortbestimmung teils gefühlsmässig und teils nach den objektiven Kriterien, die Fowler benennt, selbst wenn ich viele Dinge in mir zu belegen scheinen, dass ich doch noch irgendwo zwischen den Stufen 2 und 5 hänge.

Fowlers Theorie fragt aber nicht nach der persönlichen Reife oder Vollkommenheit oder dem moralischen Leben der Person, sondern nach dessen Glaubensweg. Auch bewertet Fowler die einzelnen Stufen nicht mit wertvoll/weniger wertvoll, gut/schlecht.

Diesem Glaubensweg folgend habe ich, wie ich meine, die Phasen des mythischen (blinden) Glaubens, des konventionellen Glaubens und des individualisierenden Glaubens durchlebt und finde mich heute in keinem dieser drei Formen wirklich mehr zuhause, sondern eben im Bereich des integrativen und verbindenden Glaubens.

Nachdem ich 14 Jahre als aktiver Mormone zugebracht hatte, emanzipierte ich mich in 2003 von der konventionellen Lesart meines Glaubens und verliess den orthodoxen Weg, weil das Spannungsverhältnis zwischen Glaubensanspruch und empfundener Wirklichkeit für mich zu gross wurde.

In dem Bruch, der dann in 2003 folgte, suchte ich allerdings nicht nach einem höherstufigen Glauben, sondern nach einer Erleichterung dieser Spannung. Meine Beziehung zu Gott lebte ich mit so einer Leidenschaft, dass ich über Jahre hinweg unter den folgenden Schuldgefühlen und einem zerbrochenen Herzen litt.

Erst ab 2010 war ich in der Lage, die gewonnen Erfahrungen und Ansichten aus der Entmythifizierung der Symbole und Grundsätze wieder in die eigene Religion zurück zu tragen. Allerdings erkannte ich erst in 2011, dass ich über lange Strecken meines Glaubenslebens nach 2003 häufig nach einem Austausch meiner Religion mit einer tragbareren Alternative trachtete und nicht primär um einen Wachstum meines Glaubens bemüht war. Auch wenn Integrität und Gottgefälligkeit meine treibenden Motivatoren waren, hatte ich in den Jahren 2003 bis 2011 das Gefühl, dass ich beides zu verlieren drohte.

Wer nie eine Religion und einen Gott leidenschaftlich geliebt hat und an dem Verlust beider Dinge verzweifelt ist, kann nach meiner Überzeugung unmöglich in eine Stufe des Glaubens vordringen, in der konfessionsübergreifende Liebe und Achtung vor den religiösen Symbolen und Grundsätzen des Anderen zu einem verbindenden Glauben führen.

Heute habe ich den Anspruch, dass es mir wichtig ist, nicht nur gegenüber den Mitgliedern anderer Religionen, sondern auch gegenüber der eigenen Religion und gegenüber Menschen, die vielleicht in ihrer Entwicklung auf einer fowlerschen Stufe 3 oder 4 bleiben wollen, einen verbindenden Glauben zu üben.

Ich denke, dass Fowlers Theorie schwer auf alle Aspekte des Glaubens und der Spiritualität anwendbar ist und darüber hinaus auch einige sehr Schwächen hat. Vor allem leidet die Theorie darunter, dass niemand Schubladen mag, wenn er in Gefahr laufen könnte, selber in eine solche gesteckt zu werden. Noch viel schlimmer sind Schubladen, wenn man sich auch noch selber in eine solche hinein begibt. Deshalb stellt sich die Frage nach der Anwendbarkeit von Fowler im religiösen Kontext (z.B. zum Zwecke der Diagnostik im seelsorgerischen Gespräch; oder zum Zwecke der Standortbestimmung in der eigenen glaubensmässigen Entwicklung). Des Weiteren sehe ich die Gefahr, dass man “rückfällig” wird und dass die Erfahrungen aus Stufe 4 verblassen und man wieder vermehrt externe Autoritäten der inneren Autorität voran stellt. Somit sehe ich die Gefahr, dass doch die Religion wieder stärker werden kann als der höhere Zweck, den man entdeckt hat und dem man sich verschrieben hat.

Ich habe diese Theorie mit meinem eigenen Leben in Verbindung gebracht, weil ich finde, dass sie stark danach ruft, dass man sich selber reflektiert. Vor allem fühle ich mich von der Gefahr ermahnt, die von einem verbindenden Glauben ausgeht, die Passivität. Diese zeigt sich darin, dass man den Anderen aus Toleranz und Respekt vor dessen Ansichten, lediglich auf dessen Stufe auf der Leiter der Entwicklung seines Glaubens belässt und nicht mehr aktiv bemüht ist, sich für einen höheren Zweck einzusetzen.

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