Eine Betrachtung des Prädikats der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage als „einzig-wahre Kirche“
Eine Betrachtung von institutionalisierter Wahrheit – einer einzig wahren Kirche – bricht sich an dem Ansatz, den man wählt, wenn man definiert, was Wahrheit ist und ob man damit betrachten möchte, was für einen selbst wahr ist oder ob man den Anspruch dieser Wahrheit verallgemeinert.
Wahrheit kann sich auch auf die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse und Überzeugungen beziehen „Ich weiss aus eigener Erfahrung, xyz ist wahr“.
Wahrheit kann aber auch als beschreibendes Adjektiv gemeint sein, z.B. „ein wahres Prinzip“ oder „ein wahrer Prophet“.
Aber vor allem ist für uns die Betrachtung von Wahrheit als Information, die mit der Wirklichkeit übereinstimmt. Wahrheit, welche eine mit dem faktisch Realen übereinstimmende Information bezeichnet, z.B.
- zwei Äpfel plus zwei Äpfel ergeben vier Äpfel
- Jennies Bluse ist beige
- Horst war der Ehemann und ist der Mörder von Anne
- Die Anziehungskraft der Erde beträgt 1G
Viele Mormonen versuchen sich auf diese Art und Weise der Frage nach der Wahrheit in Bezug auf die HLT Kirche zu nähern, indem sie sich die Kernaussagen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage vornehmen und diese z.B. mit den geschichtlichen Begleitumständen oder gemeinhin akzeptierten religionswissenschaftlichen und theologischen Fakten oder Wahrscheinlichkeiten vergleichen.
Diese Kernaussagen sind u.A.:
- Joseph Smith hatte im Jahr 1820 eine Vision, die heute als die „Erste Vision“ bezeichnet wird und die genau so passiert ist, wie sie als Auszug aus der Geschichte des Propheten Joseph Smith 1838 in das Buch Köstliche Perle und somit in den Kanon der Heiligen Schriften der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eingegangen ist
- Joseph Smith erhielt durch einen Engel namens Moroni Goldplatten, die dann von ihm übersetzt wurden und seit ihrer Veröffentlichung als das Buch Mormon bekannt sind. Dieses Buch ist ein Stück Heilige Schrift ergänzend zur Bibel
- Joseph Smith und Oliver Cowdery erhielten im Jahre 1829 durch die buchstäblich erschienene historische Person Johannes der Täufer und wenige Wochen später durch die aus der Bibel bekannten Personen Petrus, Jakobus und Johannes ein Aaronisches sowie ein Melchidesekisches Priestertum, welches fortan als Vollmacht verstanden wird, im Namen Gottes zu handeln
- Im Jahre 1836 wurden im von der Kirche errichteten Tempel zu Kirtland in Ohio Schlüsselvollmachten wiederhergestellt, die für den Aufbau der Kirche vonnöten waren, dadurch dass weitere biblische Personen, z.B. Moses und Jesus Christus selbst, der Person Joseph Smith erschienen und ihm diese Schlüsselvollmachten persönlich übertrugen
- Die weiterführenden Bündnisse des Tempels haben einen göttlichen und prophetischen Ursprung und sind nötig für die Erlösung des Menschen
- Die heutige Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist die Weiterführung dieser prophetischen Grundlage Gottes durch seinen einzig-bevollmächtigten Propheten Joseph Smith. Alle Schlüsselvollmachten sind durch eine Kette von Propheten über 170 Jahre bewahrt worden und sind heute im selben Umfang und Ausmass vorhanden wie zu Zeiten des Religionsgründers
Wenn Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (HLT-Kirche) behaupten, dass sie „wissen“, dass „die Kirche wahr ist“, dann meinen sie damit in der Regel, dass sie aus persönlicher Erfahrung die Gewissheit erlangt haben, dass diese obig erwähnten Dinge in dieser obig beschriebenen Form tatsächlich passiert sind und/oder Gültigkeit haben.
Es ist aber eher wahrscheinlich, dass die Mitglieder der Kirche, die ihn ihren „Zeugnissen“ diese Aussage treffen mit dieser meinen, dass sie davon überzeugt sind, dass die HLT-Kirche für sie die einzige von Gott akzeptierte Vollmacht hat und dass sie sich persönlich in dieser Kirche richtig aufgehoben fühlen und gemäss dem Willen Gottes handeln, der diese Mitgliedschaft für sie gut heisst.
Solch ein Zeugnis beschreibt also in seinem Kern nicht so sehr ein Bekennen zu den Eckpunkten der Geschichte bzw. des um die Geschichte der HLT-Kirche gefassten Mythos, sondern hat eine viel breitere Basis.
Man hat den Eindruck, dass die Menschen zu ihrer Kirche eine viel dynamischere Beziehung haben, also einer Beziehung ähnlich, die einem Liebesverhältnis zwischen Menschen gleichkommt. Wer diese Liebesbeziehung hat, der achtet nicht auf die Seiten der Kirche, die diesem schönen Bild nicht entsprechen, ja hält diese sogar für nicht existent. Wer diese Liebesbeziehung nicht hat, mag die schlechten Seiten sehen, wägt sie gegen die guten Seiten ab oder überbetont sie.
Da das Zeugnis, das ein Mitglied der HLT-Kirche von ihrer „Wahrheit“ hat, eben nicht nur diese oben genannten historischen Punkte beinhaltet, sondern viel mehr noch eine sehr persönlichere Dimension hat, reicht eine Betrachtung von Wahrheit als „faktisch mit dem Realen übereinstimmende Information“ eben nicht aus, um diesem Zeugnis Validität zu oder ab zu sprechen.
Eine historische oder sonst wie geartete Betrachtung der obigen Kernpunkte der HLT-Kirche ist schon seit über 170 Jahren betrieben worden. Dieser Disput holte den Menschen aber nicht dort ab, wo sich die Begründung für Religion im Leben dieses Menschen überhaupt findet.
Historische oder mit der Wirklichkeit übereinstimmende Information, also faktische Wahrheit ist aber der schwächere Bruder der subjektiven sinngebenden oder philosophischen Wahrheit. Weil die Wahrnehmung der Ersteren auf der Wahrnehmung der Letzteren basiert.
Z.B. kann es sein, dass ich das Buch Mormon als historisches und antikes Dokument anerkenne, weil ich der Kirche gegenüber eine bejahende Haltung einnehme.
Es kann aber auch sein, dass ich das Buch Mormon als Produkt des 19 Jahrhunderts lese, weil ich der Kirche gegenüber eine kritische Haltung einnehme.
Beides, Antiquität oder Neuzeitlichkeit des Buches Mormon, ist für mich selbst aber nicht unmittelbar überprüfbar.
Hier wird also deutlich, dass faktische Wahrheit, die nicht überprüfbar ist, ihren Wert ganz unmittelbar vom „Auge des Betrachters“ her nimmt.
Thomas von Aquin beschreibt diesen Umstand in seinen Quaestiones disputate de veritate :
„Ich antworte, es sei zu sagen, dass Wahrheit in der Übereinstimmung von Verstand und Sache besteht […]. Wenn daher die Sachen Maß und Richtschnur des Verstandes sind, besteht Wahrheit darin, dass sich der Verstand der Sache angleicht, wie das bei uns der Fall ist; aufgrund dessen nämlich, dass die Sache ist oder nicht ist, ist unsere Meinung und unsere Rede davon wahr oder falsch. Wenn aber der Verstand Richtschnur und Maß der Dinge ist, besteht Wahrheit in der Übereinstimmung der Dinge mit dem Verstand; so sagt man, der Künstler verfertige ein wahres Kunstwerk, wenn es seiner Kunstvorstellung entspricht.“
Nach Thomas von Aquin liegt Wahrheit also durchaus im Auge des Betrachters, allerdings nur, wenn Wahrheit entsteht, weil Verstand und Sache übereinstimmen.
Weiter geht die Betrachtung des Themas Wahrheit bei Habermas. Jürgen Habermas sagt zunächst einmal in seinem Aufsatz Wahrheitstheorien:
„Wahrheit nennen wir den Geltungsanspruch, den wir mit konstativen Sprechakten verbinden. Eine Aussage ist wahr, wenn der Geltungsanspruch der Sprechakte, mit denen wir, unter Verwendung von Sätzen, jene Aussage behaupten, berechtigt ist.“
Wahrheit entsteht bei Habermas, indem sie kommuniziert wird und folgende Kriterien erfüllt:
- Verständlichkeit: Der Sprecher unterstellt das Verständnis der gebrauchten Ausdrücke. Bei Unverständnis wird zur Explikation durch den Sprecher aufgefordert.
- Wahrhaftigkeit: Die Sprecher unterstellen sich gegenseitig Wahrhaftigkeit. Wird diese angezweifelt, können die Zweifel kaum durch den der Unwahrhaftigkeit verdächtigten Sprecher selbst zerstreut werden.
- Wahrheit: Bezüglich des propositionalen Gehalts der Sprechakte wird Wahrheit unterstellt. Wird diese bezweifelt, muss ein Diskurs klären, ob der Anspruch des Sprechers zu Recht besteht.
- Richtigkeit: Die Ric htigkeit der Norm, die mit dem Sprechakt behauptet wird, muss anerkannt werden. Auch dieser Geltungsanspruch ist nur diskursiv einlösbar.
Siehe:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wahrheit
Mit anderen Worten: Kritiker und Befürworter der Wahrheitsansprüche der HLT Kirche nutzen im Idealfall dasselbe Verständnis der Begriffe, unterstellen einander Wahrhaftigkeit, nehmen die gleichen Normen zur Feststellung von Wahrheit an und diskutieren über den gegenseitigen Anspruch nach Wahrheit, um diese festzustellen.
Dieser Idealfall ist selten.
Wahrheit in den Religionen
Im Mahayana Buddhismus wird Wahrheit nur als dualistische oder zweifache Wahrheit beschrieben. Selbst die Lehre des Buddha wird relativiert, weil immer auch eine dem menschlichen Wesen eigene Unstimmigkeit über die Begriffe und deren Bedeutungen konstatiert wird. Somit wird die relative und irdische Wahrheit von der himmlischen und vollkommenen Wahrheit unterschieden, der sich Erstere nur annähern kann und diese nur relativ wiedergibt.
Relative Wahrheit ist im Mahayana Buddhismus jede Form der begrifflich gefassten Wahrheit und somit jede Wahrheit, die vom Menschen ausgesprochen wird. Aus diesem Grunde auch die Lehre vom Buddha selbst, welche nur so lange wirklich wahr bleibt, wie sie im Buddha selbst verbleibt und nicht vom Menschen ausgesprochen wird.
Im Hinduismus wie in den Abrahamischen Religionen ist die Quelle aller Wahrheit Gott, auch wenn es im Hinduismus nun mehrere Götter gibt und in den Abrahamischen Religionen eben nur einen.
Die Bhagavad Gita wird im Hinduismus seit Jahrtausenden als heilige Schrift und Quelle einer stufenhaften Selbstoffenbarung Gottes verehrt. Sie handelt von der Interaktion und dem Gespräch zwischen dem inkarnierten Gott Krsna und seinem Herren und Schüler, dem Prinzen Arjuna, dem er Unterweisungen vermittelt, um ihm (ähnlich wie bei Christus auf dem Berg der Verklärung) seine wahre göttliche Natur zu offenbaren.
Arjuna entgegnet dem Krsna letztlich:
“O Krsna, alles was Du mir gesagt hast, akzeptiere ich vollkommen als Wahrheit. Weder die Halbgötter noch die Dämonen, o Herr, können Deine Persönlichkeit verstehen.” (BG 10.14)
Das im Hinduismus in der Verwendung übliche Wort OM soll diesen stufenhaften Anstieg vom menschlichen zum göttlichen in der Meditation symbolisch beschreiben:
1. Der Wachzustand: Unwahrheit ist in Unwahrheit
2. Traum: Wahrheit ist in Unwahrheit
3. Schlaf: Wahrheit ist in Wahrheit
4. Maja: Beschreibt den Schleier des Übergangs in das Göttliche
5. Gott: Gott transzendiert
Da jeder Mensch den Kern des Göttlichen im Hinduismus in sich trägt, verfügt er somit auch durch die Meditation den Zugang zu Gott und somit zur Wahrheit.
Im Islam ist der Mensch selbst nicht zur Wahrheit fähig, weder durch das Gebet, noch durch die Vernunft. Wahrheit entspringt von Allah und so sagt der Koran: „Gott führt zur Wahrheit wen er will und und führt in die Irre, wen er will“ Q 14:4
Das arabische Wort ‘haqiqa‘ , das für Wahrheit und Wirklichkeit steht kommt so im Koran nicht vor. Stattdessen kennt der Koran das Wort ‘haqq‘, welches für das Wahre und das Wirkliche steht.
Dennoch wird ‘haqiqa‘ in islamischem Mystizismus und Philosophie zu einem eigenen Pfad der Erkenntnis des Göttlichen in Abgrenzung zu Sharia, dem Pfad der äusserlichen Praktiken und Gesetze des Islam. Die Sufis konzentrieren sich auf diesen Weg, auch wenn die meisten lehren, dass das Sharia nicht zu Gunsten von haqiqa vernachlässigt werden darf.
Für Moslems findet sich die endgültige Beschreibung von Wahrheit ‘haqq‘ im Koran.
Encyclopedia of Islam
http://sufibooks.info/Islam/Encyclopedia-of-Islam_Juan_Campo.pdf
Im Alten Testament beschreibt der Psalm 25:5
„Leite mich in Deiner Wahrheit und lehre mich, denn du bist der Gott meines Heils; auf dich harre ich den ganzen Tag.“
Hier leitet sich Wahrheit aus dem häbräischen Begriff ämät her, welcher Festigkeit, Zuverlässigkeit, Beständigkeit, Dauer, Treue, Wahrheit, Sicherheit beschreibt und etwas, worauf man sich verlassen kann.
Im Neuen Testament beschreibt der 1. Johannesbrief 5:4,5
„Dieser ist es, der gekommen ist durch Wasser und Blut: Jesus Christus; nicht im Wasser allein, sondern im Wasser und im Blut. Und der Geist ist es, der dies bezeugt, denn der Geist ist Wahrheit.“
Wahrheit in diesem Text kommt aus dem griechischen aletheia, was Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit, Aufrichtigkeit bedeutet.
Der Unterschied zwischen ‘aletheia‘ und ‘ämät‘ ist der, dass ‘ämät ‘ zusätzlich noch Treue bedeutet, ‘aletheia‘ aber den Geist der Wahrheit beschreibt, welcher seine göttliche Kraft darin zeigt, dass sie den in Sünde, Selbstbetrug und Lüge gefangenen Menschen frei macht. ‘aletheia‘ führt aber auch zu einer unverstellten Wahrnehmung der Wirklichkeit.
Hier wird der Unterschied zwischen einem atheistischen Buddhismus und einem theistischen Judentum und Christentum deutlich.
Unverfälschte Wahrheit ist möglich durch eine transzendentale Intervention des Göttlichen in das Leben des Menschen von aussen nach innen und nicht, so wie beim Hinduismus von innen nach aussen.
Wahrheit in mormonischem Kontext
Für Heilige der Letzten Tage ist Errettung, anders als in protestantischem Christentum, einhergehend mit der Erlangung von Wahrheit („Licht und Wahrheit“) und neuen Wahrheitsebenen (z.B. beim Wachstum im Priestertum und in den Tempelbündnissen). Joseph Smith lehrte, dass der Mensch nicht schneller errettet werden könne als er Wissen erlange, weil der Mensch nicht in Unwissenheit errettet werden könne (History of the Church, 4:588). Für einen Heiligen der Letzten Tage bezieht sich diese Aussage jedoch nicht auf weltliches oder intellektuelles Wissen und akademische Abschlüsse, sondern auf Gottes Priestertumsordnung und die Wahrheiten des wiederhergestellten Evangeliums nach mormonischer Lesart sowie einem rechtschaffenen und gottgefälligen Lebenswandel.
Bezug zu Encyclopedia of Mormonism, Truth
http://eom.byu.edu/index.php/Truth
Mormonische Lehre widerspricht dem überwiegenden Konsens westlicher Philosophie, dass Wahrheit relativistisch zu betrachten sei und nicht absolut sein könne. Der Mormonismus grenzt sich von der Philosophie ab und postuliert, dass ihr nicht zu trauen sei, zunächst mit der durch Joseph Fielding Smith und später durch die durch Boyd K Packer gegenüber Kirchenhistorikern wiederholten berüchtigten These, dass nicht alle Wahrheit eine gleiche Wertigkeit habe und manche Wahrheit nicht nur nicht nützlich sei, sondern für die Erlösung, also für die Erfahrung der absoluten Wahrheit, welche aus dem Geist der Offenbarung komme, sogar hinderlich sein könne und verschwiegen werden müsse.
(Siehe “The Mantle is Far, Far Greater Than the Intellect” 5th Annual Church Educational System Religious Educators’ Symposium, 22. August 1981)
Für Heilige der Letzten Tage ist Wahrheit grundsätzlich absolut. Relative Wahrheit ist keine Wahrheit. Diese Feststellung steht somit im Widerspruch zu westlicher Philosophie. Dennoch ist für Mormonen Wahrheit nicht ausschliesslich als Information, die mit der Wirklichkeit übereinstimmt zu verstehen, sondern vor allem auch als Lebensstil. Der oft wiederholte Ausspruch „Ich weiss, die Kirche ist wahr“. Ist eben nicht so sehr aus der Sicht des faktischen, sondern als Ausdruck sinngebender Wahrheit zu verstehen, welche im höchsten Masse relativ und subjektiv zu verstehen ist, dennoch für den Mormonen, der diese Aussage trifft eindeutig absolut gemeint ist.
Die dem Diktus der Kirchenführung angepasste (korrelierte) Kirchengeschichte und die Wahrheitsbehauptungen (Schlüsselvollmachten, Priestertumswiederherstellung, göttliche- und Engelsvisitationen, Alleinvertretungsanspruch usw.) wird allgemein als genau so ‘wahr’ anerkannt, wie die eigenen, auf diesen Aussagen basierenden glaubensstärkenden Erfahrungen.
Kritischen Betrachtungen wird misstraut und sie gelten als ‘unwahr’.
Der Mormonismus ist den theistischen Religionen ähnlich in der Annahme, dass absolute Wahrheit von Gott kommt. Der Anspruch der Mormonen in Bezug auf absolute Wahrheit und die Treuhandschaft des Menschen für diese Wahrheit geht jedoch, wie angedeutet, weiter als in allen anderen Weltreligionen, insofern als dass Wahrheit sich in mormonischer Kirche, Kirchenobrigkeit, Priestertum, Geboten, Heiliger Schrift und Kultur stärker institutionalisieren als anderswo.
So wird es nachvollziehbar, dass Kirchenführer in den 180 Jahren Kirchengeschichte wiederholt Aussagen getroffen haben, die diesen Absolutheitsansprüchen mormonischer Wahrheitsbehauptungen Nachdruck verleihen sollten.
„Die Kirche steht und fällt mit Joseph Smith. Der Mormonismus, wie man die wiederhergestellt Lehre Christi nennt, steht und fällt mit Joseph Smith. Entweder war er ein von Gott berufener Prophet, der ordnungsgemäs´ernannt und beauftragt wurde, oder er war einer der grössten Betrüger, die die Welt je gesehen hat. Es gibt nichts, was in der Mitte zwischen diesen beiden Alternativen läge.”
Lehren der Erlösung, Band 1, Joseph Fielding Smith
„Dieses Buch (Das Buch Mormon) muss entweder wahr oder falsch sein. Wenn es wahr ist, dann ist es eines der wichtigsten Botschaften, die jemals von Gott ausgegangen sind. … wenn falsch, ist es eine der arglistigsten, bösartigsten, dreistesten und abgrundtiefsten Täuschungen, die der Welt je angedreht wurden, gedacht, um Millionen zu betrügen und zugrunde zu richten.“
Divine Authenticity of the Book of Mormon von Apostel Orson Pratt, Liverpool, 1851
„Jeder von uns muss sich der Frage stellen – entweder ist die Kirche wahr oder ein Schwindel. Es gibt keine Grauzone dazwischen. Dies ist entweder die Kirche und das Reich Gottes auf Erden oder ein Nichts. “
Gordon B. Hinckley, Generalkonferenz, April 2003
In einer Ansprache in einem Seminar für neue Missionspräsidenten im Juni 2010 hielt Elder Dallin H. Oaks eine Ansprache mit dem Thema „The Only True and Living Church“, in der er den Anspruch der Mormonenkirche, die einzig-wahre Kirche zu sein erklärt und unterstreicht.
Wahrheit leitet sich hier aus den folgenden drei Postulaten her:
1. Die HLT Kirche hat die Fülle der wahren Lehre Jesu Christi
2. Die HLT Kirche hat die Macht und Vollmacht des Priestertums
3. Die HLT Kirche hat das Zeugnis von Jesus Christus (womit er meint, dass die HLT Kirche als einzige Kirche ein wahres Verständnis des Wesens Gottes und der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen hat)
http://lds.org/new-era/2011/08/the-only-true-and-living-church?lang=eng
Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage relativieren Wahrheit nicht dahingehend, dass sie ihre individuell erlangten Kenntnisse nur auf sich beziehen. Für sie ist der Wahrheitsanspruch ihrer Lehre, Vollmacht und Erkenntnis absolut und faktisch. Göttliche Wahrheit, welche in Gott personifiziert ist und im Heiligen Geist übermittelt wird, ist mit diesen institutionalisierten Wahrheitsansprüchen identisch.